Vor einigen Monaten betonten CDU wie SPD-Vertreter im Kommunalwahlkampf, welch großen Wert sie auf Kinder- und Jugendbetreuung legen. Doch am 5. Dezember feierte der Jugendtreff „Cupcake“ auf der Hohen Kiefer aus traurigem Anlass ein Fest: Das „Cupcake“ wird geschlossen.
Das Jugendcafé für Zehn- bis Fünfzehnjährige war Treffpunkt, bot Beratung und Hilfe bei den Hausarbeiten, aber seit Corona hatte der Besuch abgenommen. Nur noch acht bis zehn Jugendliche besuchten pro Tag die Einrichtung. Statt das Konzept zu überarbeiten und das „Cupcake“ besser bekannt zu machen, fiel der Beschluss, den Treff dichtzumachen, in der Gemeindevertretung abgesegnet von einer Mehrheit aus SPD, CDU, FDP und AFD gegen die Stimmen der Grünen, der Linken und der BIK.
29.000 Euro kostete das „Cupcake“ im Jahr, eine lächerliche Summe im Vergleich zu anderen Ausgaben der Gemeinde. Doch in Zeiten knapper Kassen soll demonstrativ eingespart werden. Diese Debatte entpuppt sich aber sehr schnell und auch für den Laien erkennbar als Scheindebatte! Die tatsächlichen Einsparungen dürften eher symbolischer Art sein, denn der Mietvertrag für die Immobilie soll nicht gekündigt werden. Gleichzeitig wird schon eifrig über eine Nachnutzung durch andere Vereine diskutiert, die ebenfalls Raumbedarfe haben. Auch die Einsparungen des Personals vom „Cupcake“ sind nur geringfügig, denn die eine verbleibende Mitarbeiterin soll vom Jugendzentrum „Carat“ übernommen werden. Das „Carat“ allerdings läuft auchin einem gewissen Notbetrieb, denn von samstags bis einschließlich montags hat es geschlossen. Keine Rolle spielt mehr, dass man vor zwölf Jahren aus gutem Grund zwei getrennte Treffs für die unterschiedlichen Altersgruppen eingerichtet hatte.
Was aber offensichtlich in der Gemeindevertretung noch gar nicht verinnerlicht wurde ist, dass sich Jugendsozialarbeit nicht in Zahlen bemessen lässt. Vielmehr sind rückgehende Besucherzahlen ein Indiz dafür, dass unsere Art der Ansprache der Jugendlichen nicht mehr passt. Wir haben in den vergangenen Jahren, vor allem in den Coronajahren viele Kinder an die Sozialen Medien verloren. Wir beklagen immer wieder jugendlichen Vandalismus im Ort und beobachten mit Erschrecken, dass Jugendliche zunehmen empfänglich sind für rechtspopulistische Botschaften.
Vor dem Hintergrund, dass zum Jahresende auch noch zwei weitere Jugendeinrichtungen schließen („KuKuWe“ und „Protolab“) kann unsere Antwort darauf aber nicht sein, die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit zu verringern. Im Gegenteil: unsere Antwort darauf sollte sein, unsere Anstrengungen zu verdoppeln!
Die Schließung des Cupcake sendet den Kindern und Jugendlichen im Ort ein deutliches Zeichen dafür, dass sie in der Prioritätenliste der Gemeinde sehr weit unten stehen.
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